Archive for Dezember 2009

Wir trainierten erfolgreich gegen die Malaria: 2027 Franken für die Aktion „Jeder Rappen zählt“

20. Dezember 2009

Wir danken allen Judokas und ihren Sponsoren ganz herzlich für ihren tollen Einsatz und die wertvolle Unterstützung!

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JRZ_09_Bericht

Interview Janina Geissbühler

8. Dezember 2009

In den letzten zwei Jahren hat sich in der Schweizer Kickboxszene eine neue Athletin in den Vordergrund gekämpft. Janina Geissbühler hat nun dieses Jahr auch auf äusserst erfolgreiche Art und Weise ihre internationale Karriere gestartet. Die Newcomerin ist Axekick.ch Rede und Antwort gestanden:

Axekick: Bitte stell dich doch unseren Lesern kurz vor.

Janina: Ich bin 23 Jahre alt und wurde in Blonay geboren, wo ich auch mein erstes Turnier gewann. Seither lebte ich in Frankreich, Amerika, Irland und der Schweiz. Heute studiere ich Religious Studies und Philosophie an der Uni Bern und arbeite nebenbei als Katechetin in der evangelisch-reformierten Kirche Nidau. Wie ihr der Kombination meiner beruflichen Interessen und dem Sport, den ich betreibe, entnehmen könnt sind meine Interessen vielseitig. Am liebsten würde ich auch noch malen, reiten, tanzen, mich an der Uni engagieren, Mode designen etc., aber leider hat mein Tag auch nur 24h und ich brauche mind. 8h Schlaf. Man rechne…

Axekick: Die obligate Frage: Wie bist du zum Kickboxen gekommen.

Janina: Ich wollte immer Tanzen oder Rennen laufen. Ich lief nie schnell genug und Tanzen war zu teuer. Da erinnerte ich mich, dass mein Vater früher Kickboxer war, warum also nicht das versuchen. Nach dem ersten Training war mein Interesse geweckt: Es ist körperlich anstrengend, koordinativ anspruchsvoll und macht Spass!

Axekick: Trainierst du noch andere Kampfsportarten?

Janina: Ich boxe seit mehr als einem Jahr, um meine Fausttechniken zu verbessern. Seit der WM in Villach wurde mein Interesse für’s Taekwondo geweckt, denn es waren einige gute Kämpferinnen dabei, die einen Taekwondo-Hintergrund haben.


Axekick: Aus welchen Gründen hast du mit Wettkämpfen begonnen?

Janina: Im Training gefiel mir das Sparring schon immer am besten, dort musste ich mich nicht an die technischen Anweisungen des Trainers halten, sondern konnte jene Techniken einsetzen die mir gefielen. Ausserdem hatte ein internes Nippon-Turnier mein Interesse geweckt: Dort spürte ich zum ersten Mal die Spannung zwischen zwei Kämpfern, die voll auf diesen Moment konzentriert sind und alles andere ausblenden.

Axekick: Du hast an deinem ersten internationalen Turnier (Austrain Classics 2009) gleich den Sieg errungen, im zweiten (Bestfighter World Cup Italy 2009) ebenfalls. Bei deinem ersten Auftritt fürs Swiss Team (WM 2009) hast du gleich die Bronzemedaille erkämpft. Viele Athleten müssen zuerst jahrelang Erfahrungen sammeln um solche Erfolge feiern zu können. Wie erklärst du diesen rasanten Aufstieg?

Janina: Keine Ahnung. Es gehört immer eine Portion Losglück dazu, aber gleich dreimal die Erfolge dem Los zuzuschreiben hört sich nach tiefstapeln an. Ich würde sagen, dass meine mentale Stärke zu meinen grossen Vorteilen zählt. Ich kann tendenziell meine Leistung im Wettkampf besser abrufen als im Training. Ausserdem gebe ich im Kampf mein Bestes bis zum Schluss, egal ob ich vorne liege oder nicht.

Axekick: Zur WM: erzähl uns etwas über deine Kämpfe.

Janina: Im ersten Kampf traf ich auf eine Gegnerin aus dem russischen Team. Ihr Name war niemandem bekannt, deshalb konnte ich mich auch nicht taktisch auf den Kampf vorbereiten. Bereits nach der ersten Minute war mir klar, dass sie mir technisch und taktisch unterlegen ist und ich konnte genau diese Vorteile ausspielen.

Im Viertelfinale wusste ich, dass ich auf eine boxerisch strake Norwegerin treffen würde. Dies kam mir entgegen, da ich ohnehin lieber in der längeren Distanz bleibe und meine Gegnerinnen mit Sidekicks stoppe. Dies war somit auch die abgesprochene Taktik, die ich im Kampf umsetzte und dadurch gewann.

Im Halbfinal traf ich auf die spätere Weltmeisterin Bojana Dancsecs. Ich hatte ihr bereits vorher beim Kämpfen zugesehen und wusste, dass sie einen Semikontakt-Stil hatte, gepaart mit einem sehr guten Distanzgefühl. Im Gegensatz zu ihren anderen Gegnerinnen wollt ich anfangs abwarten, um sie zum Angriff zu zwingen. Dies stellte sich als taktischen Fehler heraus, denn dadurch konnte Bojana den Kampf nach ihrem Geschmack bestimmen. Erst als ich in der dritten Runde, punktetechnisch zurückliegend, begann den Infight zu provozieren vermochte ich einige Punkte zu sammeln. Ich verlor den Kampf  jedoch eindeutig und musste feststellen, dass ich ihr vor allem taktisch unterlegen war.

Axekick: An den Austrian Classics hast du -60kg gekämpft. Am Bestfighter Worldcup hast du den Sieg -65kg erkämpft. An der WM musstest du wegen fraglichen Gewichtsklassenrochaden innerhalb des Teams ebenfalls -65kg statt bis -60kg kämpfen. In welcher Klasse wirst du in Zukunft anzutreffen sein?

Janina: Meine ideale Gewichtsklasse wäre -60kg, ich kämpfte am Bestfighter Worldcup bloss  -65kg, weil ich mehr Kämpfe wollte und somit in zwei Gewichtsklassen (-60kg und -65kg) startete. Die WM-Teilnahme in der Gewichtsklasse -65kg war nicht mein Entscheid. Ich werde stets -60kg kämpfen (bzw. kämpfen wollen) und auch in Zukunft (hoffentlich) in dieser Gewichtsklasse anzutreffen sein.

Axekick: Wie siehst du deinen eigenen Kampfstil? Deine Stärken und Schwächen?

Janina: Ich liebe Finten, mag Fusstechniken, finde die Distanz eine interessante Komponente und kann  den Infight sowie Fausttechniken weniger gut leiden. Dementsprechend sind auch meine Stärke und Schwächen verteilt.

Axekick: Wie sieht eine normale Trainingswoche von dir aus?

Janina: Ich besuche am Montag das Kampftraining bei Benny Baumgartner (super Nippon- und Nationaltrainer). Dienstags gehe ich Boxen bei Res Schenk im Boxing Kings. Am Donnerstag ist Laufen angesagt und freitags bin ich im Kampftraining bei Phippu Schmid (super Nippontrainer und Axekick-Interviewpartner). Am Wochenende entspanne ich mich oder betätige mich als Ausgleich polysportiv.

Axekick: In der Disziplin Semikontakt, welche du ja selten trainierst, konnest du in der Schweiz gegen die mehrfache Schweizermeisterin Patrizia Berlingieri schon mehrfach gewinnen. Wirst du in Zukunft auch international im Semikontakt starten?

Janina: Nein ich glaube nicht, denn dafür müsste ich diese Disziplin intensiver trainieren und diese Möglichkeit bietet sich in Bern nicht. Ausserdem konzentriere ich mich lieber auf den Leichtkontakt und nehme national an Semikontaktwettkämpfen zum Spass teil.

Axekick: In der Schweiz hast du im Leichtkontakt mit Sengül Güzel eine harte Gegnerin, welche die Szene zuvor jahrelang dominiert hat. Nun scheinst du ihr ebenbürtig zu sein. Welchen Einfluss haben die Kämpfe mit Sengül bisher auf deinen Kampfstil, auf deine Motivation und auf deinen Fortschritt als Kämpferin?

Janina: An meinem ersten Turnier traf ich im zweiten Kampf auf Sengül, die amtierende Schweizermeisterin. Ich hatte grossen Respekt und wollte den Kampf so ruhig wie möglich angehen. Bereits nach kurzer Zeit verletzte ich mich jedoch und musste aufgeben. Nach dem Kampf bekam ich von einer Teamkollegin die positive Rückmeldung: „Das sah ja gar nicht so schlimm aus für dich. Du konntest gut mithalten.“ Ich war positiv überrascht. Zwei Jahre später erzielte ich den ersten Sieg gegen Sengül und war überglücklich. Der Kampf um den Schweizermeistertitel war damit für mich eröffnet. Im nächsten Jahr war unsere Bilanz ausgeglichen und ich holte den Schweizermeistertitel. In diesem Jahr lief es umgekehrt. Sengül wurde vom Vorbild zu meiner stärksten Gegnerin und nun international zu einer Teamkollegin die mich unterstützt.

An ihrem Kampfstil beeindruckte mich von Anfang an ihre Gelassenheit und ruhige Ausstrahlung während dem Kampf.

Axekick: Wo willst du in naher Zukunft Fortschritte erzielen? Was sind deine Pläne fürs nächste Jahr?

Janina: Ich habe noch keine Pläne, aber das ist okay so, denn ich wollte am Anfang dieses Jahres auch nicht international kämpfen und habe an der WM teilgenommen;-). Ich würde aber gerne meinen spielerischen Kampfstil (Doppelkicks, Finten etc.) im Training gerne in den Wettkampf transferieren können.

Axekick: Zum Schluss deine Lieblingstechniken?

Janina: Sidekick egal in welcher Situation und alle möglich Fusstritte zum Kopf –  Hauptsache ich krieg‘ gleich zwei Punkte auf einmal.

Axekick: Vielen Dank fürs Interview. Dir gehört das letzte Wort (Wie auch im Training immer… J )

Janina: Schlussworte sind nicht meine Sache, ich rede lieber unaufgefordert und spontan…

Aber na gut: Im Kampf(sport) lernt man Leute von ihrer ungeschminkten Seite kennen –  extrem spannend!

Axekick